Hyaluronsäure für straffe Haut und gesunde Gelenke

Das wichtigste zu Hyaluronsäure:

  • … ist ein langkettiger Mehrfachzucker
  • … versorgt die Haut mit Feuchtigkeit
  • … kann bei Gelenkbeschwerden und trockenen Augen helfen
  • … gilt als nebenwirkungsfrei

Wer an Hyaluronsäure denkt, dem werden zunächst Begriffe wie Anti-Aging, Faltenglätten und Lippenunterspritzung einfallen. Denn seit vielen Jahren gilt Hyaluronsäure als eine Art Wunderwaffe in Sachen Schönheit und Jugendlichkeit. Doch was häufig in den Hintergrund tritt, ist die medizinische Bedeutung, die der Substanz ganz ohne Frage auch zugeschrieben werden muss. Hyaluronsäure ist nämlich auch in der Therapie von Gelenkerkrankungen und anderen Gesundheitsproblemen ein nicht mehr weg zu denkendes Mittel. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Hyaluronsäure für Kosmetik und Medizin hochinteressant ist.

Hyaluronsäure – ein selbst erzeugter Mehrfachzucker

Was Viele nicht wissen: Hyaluronsäure ist eine körpereigene Substanz, die der menschliche Organismus in seinen Zellmembranen selber erzeugt. Sie entsteht in der „extrazellulären Matrix“, das sind die Zwischenräume zwischen den einzelnen Zellen. Dann wird die an signifikanten Körperstellen konzentriert gesammelt. „Hyaluronan“ (Abkürzung: HA), wie die korrekte chemische Bezeichnung der Substanz lautet, kommt vor allem in der Nabelschnur und der Gelenkflüssigkeit (Synovialflüssigkeit) vor. Nennenswerte Mengen finden sich außerdem in den Bandscheiben, im Knorpel, im Glaskörper des Auges und in der Haut. Entdeckt wurde Hyaluronan zunächst im Glaskörper des Rinderauges. Im Jahr 1934 isolierten die Biochemiker John Palmer und Karl Meyer es zum ersten Mal, was zunächst allerdings keine große Beachtung fand. Erst in den 1990er Jahren wurde die Substanz in Schweden genauer analysiert, (1) nachdem in den 1980er Jahren erste therapeutische Nutzungsversuche starteten und bereits Hyaluron-Präparate auf den Markt gelangten.

In drei verschiedenen Formen, nämlich HAS1, HAS2 und HAS3, wird Hyaluronsäure durch den Körper selbst synthetisiert. Chemisch betrachtet handelt es sich um einen langkettigen Mehrfachzucker (ein saures Polysaccharid, und zwar Glykosaminoglykan). Die Produktion in unserem Organismus lässt schon etwa ab dem 25. Lebensjahr kontinuierlich nach, bis die gemessene Menge im Alter von etwa 60 Jahren nur noch einen ungefähr 10-prozentigen Anteil der Ausgangsmenge ausmacht. Dieser rapide Rückgang im Alter ist natürlich deutlich spürbar und kann eine Reihe von Gesundheitsproblemen nach sich ziehen.

Welche Rolle spielt Hyaluronsäure für unseren Körper?

Ihre Bedeutung für unseren Körper erlangt Hyaluronsäure durch die Fähigkeit, extrem viel Flüssigkeit binden und über einen gewissen Zeitraum speichern zu können. Bis zu 6.000 Mal mehr als ihr Eigengewicht, das sind sechs Liter auf ein Gramm Hyaluronsäure, kann sie aufnehmen. Es entsteht dadurch eine gelförmige Substanz, die an verschiedenen Stellen unseres Körpers ihre guten Dienste leistet.

  • Hyaluronsäure polstert unsere Haut auf und versorgt sie mit ausreichend Feuchtigkeit. Dadurch lässt sie die Haut frisch, prall und faltenfrei aussehen. Fehlt Hyaluronsäure, kommt es zur Hautalterung mit all ihren unerwünschten Begleiterscheinungen wie Trockenheit, Juckreiz, Falten, Blässe oder Schlaffheit.
  • Hyaluronsäure umspült unsere Gelenke mit Synovialflüssigkeit, auch als Gelenkschmiere bekannt. Hier erfüllt sie eine äußerst wichtige Funktion, denn wenn es an Gelenkflüssigkeit fehlt, kommt es zu schmerzhaften Erkrankungen an Knie, Hüfte, Schulter und auch an kleinen Gelenken – zur Arthrose. Dabei reiben und stoßen die Gelenkknorpel ungepuffert aufeinander. Es können dadurch irreparable Schäden entstehen.
  • Hyaluronsäure durchfeuchtet die Nasenschleimhaut und sorgt in der Nase dafür, dass diese nicht austrocknet. Fehlt hier Feuchtigkeit, ist die Reinigungsfunktion der Nase gestört und der Schutz vor eindringenden Keimen – und damit auch vor Infektionskrankheiten wie Schnupfen – ist verringert.
  • Hyaluronsäure sorgt dafür, dass die Linse in unserem Auge mit hinreichend Flüssigkeit umspült wird. Zu trockene Augen können zu Juckreiz, Brennen, Fremdkörpergefühl, Lichtempfindlichkeit bis hin zu Sehstörungen führen.

Die mit dem Alter abnehmende Menge an körpereigener Hyaluronsäure ist normal, kann aber unangenehme Begleiterscheinungen haben. Um dem vorzubeugen, ist gelenkschonende Bewegung ein probates Mittel. Sie kräftigt das Knorpelgewebe, versorgt es mit Nährstoffen und sorgt außerdem dafür, dass wieder mehr Gelenkschmiere gebildet wird. Wer außerdem noch Übergewicht abbaut und auf eine gesunde Ernährung achtet, tut viel für eine Verlangsamung des Abbaus an Hyaluronsäure. Lebensmittel auf der Grundlage von Soja und Fleischnebenprodukte wie Haut und Sehnen, aber auch frisch aus Hähnchenkeulen und –knochen gekochte Hühnersuppe enthalten Hyaluronsäure und scheinen auch die körpereigene Produktion anzuheizen.

Wie die Medizin Hyaluronsäure nutzt

Für Hyaluronsäure gibt es verschiedene medizinische Anwendungsgebiete, von denen hier die wichtigsten und erprobtesten genannt werden sollen:

Orthopädie: Gelenkbeschwerden

Viele Menschen über fünfzig leiden unter Gelenkbeschwerden. Bei den meisten ist diese als Arthrose bezeichnete Erkrankung mit starken Schmerzen verbunden, häufig sind künstliche Gelenke in Knie oder Hüfte der letzte Ausweg. Neuere Studien bestätigen aber, dass mit einer rechtzeitigen Therapie mittels Hyaluronsäure-Injektionen eine Arthrose (Gelenkverschleiß) oder Arthritis (Gelenkentzündung) – in diesem Falle im Knie – die Schmerzen deutlich reduziert und die Beweglichkeit wieder gesteigert werden kann. (2) Die Medizin nutzt Hyaluron deshalb bereits seit den 1990er Jahren als Therapeutikum bei diesen Erkrankungen. Vor allem beginnender Gelenkverschleiß reagiert sehr gut auf diese Therapie. Zwar gibt es keine Heilung, aber eine etwa sechs- bis zwölfmonatige Beschwerdefreiheit kann erreicht werden. Danach muss die Anwendung wiederholt werden. Nach der Anwendung, die in der Regel drei bis sechs Injektionen beinhaltet, heißt es geduldig sein: Die gewünschte Wirkung tritt erst nach einigen Wochen ein. Obwohl es sich um eine ärztliche Maßnahme handelt, tragen die Krankenkassen diese Therapie bislang nicht.

Augenheilkunde: trockenes Auge

Hyaluronsäure sorgt quasi dafür, dass unsere Augäpfel an der richtigen Stelle verbleiben, indem sie hinreichend umgebende Flüssigkeit liefert. Die Behandlung des so genannten trockenen Auges setzt auf Hyaluron, da damit ein über lange Zeit anhaltender Flüssigkeitsfilm gebildet werden kann, ohne dass das Sehvermögen beeinträchtigt wird. Es entsteht aufgrund der Viskosität der Tropfen ein stabiler Tränenfilm. Die Reibung zwischen Lid und Hornhaut wird verhindert. Verwendet wird dabei das Natrium-Salz der Hyaluronsäure (Natriumhyaluronat). Inzwischen sind Augentropfen mit dem Wirkstoff zur üblichsten Behandlung des trockenen Auges avanciert. Bei Augenoperationen dient Hyaluronsäure zum Auffüllen des Glaskörpers.

Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde: Austrocknung von Rachenraum und Nase

Präparate mit Hyaluronsäure dienen der Befeuchtung des Mund- und Rachenraumes (in Lutschtabletten) sowie einer trockenen Nase (als Spray). Bei Heiserkeit, Hustenreiz, Schluckbeschwerden und Halsschmerzen fühlt sich der Mund- und Rachenraum oft rau und trocken an. Lutschtabletten mit Hyaluron sorgen dann dafür, dass ein feuchtigkeitsbindender Schutzfilm entsteht und der Speichelfluss angeregt wird. So wird die gereizte Schleimhaut intensiv befeuchtet und die Beschwerden gelindert. Eine trockene Nasenschleimhaut kann ein Indiz für eine verringerte Eigenproduktion an Hyaluron sein, sie entsteht aber auch in der kalten Jahreszeit durch trockene, warme Räume und trockene, kalte Winterluft. Hyaluronsäure-Sprays bilden einen Feuchtigkeitsfilm auf der Schleimhaut und schützen so vor Krankheitserregern.

Plastische Chirurgie und ästhetische Dermatologie

Von der Aknenarbe bis zur Beseitigung von Zornes-, Stirn- oder Nasolabialfalten: Im Grenzgebiet zwischen Medizin und Schönheitschirurgie sind zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten für Hyaluronsäure gegeben. Aufpolsterung der Lippen, Formung von Brust, Gesäß oder Ohren, Unterspritzung von Falten praktisch aller Art: Wird Hyaluronsäure in die Gewebeschichten eingebracht, so hält eine Wirkung im Normalfall zwischen zwölf und achtzehn Monate an. Je nach Körperpartie und erwünschtem Effekt werden festere oder weichere Hyaluronsäure-Präparate per Injektion unter die Haut gespritzt. Hier binden sie Feuchtigkeit, die erst nach und nach wieder abgegeben wird. Dann wird eine Auffrischung nötig, um das gewünschte Ergebnis beizubehalten. Verwendet wird üblicher Weise ein synthetisches, auf Fermentation basierendes Hyaluron. Das auch als „vegetarisches Hyaluron“ bezeichnete Produkt ist sehr rein und allergiearm. Das zuvor meist aus Hahnenkämmen gewonnene tierische Hyaluron hatte den Nachteil, dass es Allergien hervorrufen und Krankheitserreger übertragen konnte.

Urologie: Inkontinenz

Noch recht neu ist die Verwendung von Hyaluronsäure bei weiblicher Belastungsinkontinenz und bei männlicher Inkontinenz nach Prostatektomie (Entfernung der Prostata). Dabei werden Hyaluronsäure-Depots mit offensichtlich gutem Ergebnis in die Harnleiter injiziert.

Eine Wunderwaffe für die Schönheit?

Da Hyaluronsäure sehr starke wasserbindende und feuchtigkeitsspendende Eigenschaften hat, vermag sie die Hautzellen aufzupolstern und ihnen ein straffes und strahlendes Aussehen zu verleihen. Die Haut wirkt glatt und jung. Diese Erkenntnis hat schon frühzeitig, nämlich seit den 1980er Jahren, das Interesse der Kosmetikindustrie geweckt. Vor allem bei Anti-Aging-Produkten wird die Substanz gerne eingesetzt und ist inzwischen bekannt als Bestandteil von Creme, Lotion, Serum und anderen Produkten. Hyaluron wird in diesen Fällen also von außen auf den Körper gebracht. Interessant ist, dass es Hyaluronsäure mit zwei verschiedenen Molekülgrößen gibt. Entsprechend unterscheidet man hochmolekulares und niedermolekulares Hyaluron. Hochmolekulare Hyaluronsäure hat größere Moleküle von mindestens 1.500 Kilodalton (kDA), während die kleineren Moleküle der niedermolekularen Hyaluronsäure nur etwa 50 Kilodalton groß sind.

Große Moleküle legen sich wie ein schützendes Netzt auf die Hautoberfläche und straffen sie von außen. Kleine Moleküle dringen tief in die Haut ein, stabilisieren dort den Zellzusammenhalt, füllen die Feuchtigkeitsdepots und polstern die Haut von innen auf. Hochmolekulares und niedermolekulares Hyaluron ergänzen sich in ihrer Wirkung optimal. Eine hochwertige Creme sollte also möglichst beide Varianten beinhalten. Da beide allerdings in der Liste der kosmetischen Inhaltsstoffe (INCI = International Nomenclature of Cosmetic Ingredients) als „Sodium Hyaluronate“ bezeichnet werden, ist auf dem Produkt leider nicht erkennbar, ob dem so ist. Eine Anfrage beim Hersteller lohnt sich in diesem Fall, denn wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass eine positive Wirkung von Hyaluronsäure-Kosmetik auch mit der Molekulargröße zusammen hängt. (3) Diese positive Wirkung auf Hautelastizität und Faltentiefe gilt als erwiesen. Es handelt sich allerdings um eine Wirkung auf Zeit, wie auch bei der Unterspritzung von Falten.

Hyaluronsäure-Kosmetika werden häufig mit weiteren Nährstoffen angereichert, die die Wirkung unterstützen bzw. ergänzen sollen. Dazu gehören zum Beispiel Vitamin E, A, C, Squalan, Sheabutter und das Coenzym Q10. Sie alle besitzen pflegende, regenerierende, aufbauende und schützende Effekte auf die Hautzellen.

Darreichungsformen und ihre Anwendung

Es wurde bereits auf die Möglichkeit einer Unterspritzung mittels feinster Injektion, also einer direkten Einbringung in die Haut zur Aufpolsterung von Falten und Narben sowie zur Formung von Körperpartien eingegangen. Spritzen sind auch oft das Mittel der Wahl bei Gelenkbeschwerden. Die Verwendung kosmetischer Produkte zur Hautpflege, vor allem im Anti Aging-Bereich, umfasst praktisch sämtliche Varianten der äußerlich anwendbaren Kosmetik.

Eine weitere sehr wichtige Möglichkeit, die Substanz aufzunehmen, sind Kapseln und Tabletten. Sie sind als Nahrungsergänzungsmittel zu kaufen. Als gängige Einsatzgebiete gelten Gelenkbeschwerden und Hautpflege. Eine hohe Bioverfügbarkeit besitzt möglichst reine Hyaluronsäure, sie wird vom menschlichen Körper schnell aufgenommen und gut verwertet. Die Präparate sollten also frei von Zusatzstoffen und Füllmitteln etc. sein. Für Vegetarier und Veganer kommt ausschließlich chemisch synthetisiertes Hyaluron in Betracht (Fermentation auf Hefebasis), die Hülle der Kapseln muss aus veganem Material sein.

Nasensprays und Augentropfen, die therapeutisch genutzt werden, sind in der Apotheke zur Selbstmedikation zu kaufen. Sie werden auch ärztlich verordnet. Außerdem gibt es Lutschtabletten gegen Halsschmerzen.

Loses Pulver kann zur Herstellung eigener Cremes und Lotionen verwendet werden. Es lässt sich gut mit anderen Zutaten mischen.
Die jeweils sinnvolle Dosierung ist den einzelnen Produkten zu entnehmen.

Kann Hyaluronsäure Nebenwirkungen haben?

Während das nur noch selten verwendete Hyaluron aus tierischer Quelle Allergien (gegen Tierproteine) auslösen kann, gilt Hyaluronsäure aus nicht-tierischem Ursprung als in der Regel nebenwirkungsfrei. Auch die Anwendung während Schwangerschaft und Stillzeit gilt als risikolos. Das trifft insbesondere für die äußere Verwendung zu. Auch Faltenunterspritzung scheint ohne Risiko.

Gewisse Risiken gibt es allerdings bei Hyaluronsäure-Injektionen in die Gelenke von Hüfte, Knie oder Schulter. Hierbei können Infektionen und Entzündungen die Folge sein. Da die Wirkung nur einige Zeit anhält, ist im Einzelfall das eventuelle Risiko mit dem zu erwartenden Nutzen abzuwägen. Nur erfahrene Ärzte sollten die Behandlung vornehmen, um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten. Als Gegenanzeige gilt eine bereits bestehende Entzündung im Gelenk.

Fazit

Hyaluronsäure ist bekannt als Anti-Falten-Mittel in der Kosmetik, als Substanz zur Faltenunterspritzung in der Schönheitsmedizin und als Therapeutikum gegen Gelenkbeschwerden. Mit ihrer Fähigkeit, Flüssigkeit zu binden und zu speichern sowie ihrer gelartigen Konsistenz sorgt sie für ein straffes Hautbild, polstert auf und schmiert Gelenke. Sie wird therapeutisch genutzt, ist aber auch als Nahrungsergänzung zu kaufen. Die Verwendung gilt als nebenwirkungsfrei, die Wirkung bei Hautproblemen als gesichert. Die Wirkung bei Gelenkproblemen ist dank neuerer Forschungen nicht mehr grundsätzlich strittig. Auch andere Gesundheitswirkungen (Nase, Augen) sind erprobt. Durch weitere wissenschaftliche Forschung könnten allerdings noch einige weitere positive Wirkungen der körpereigenen Substanz in Sachen Gesundheit ermittelt werden.

Inhaltsstoffe

Bei Hyaluronsäure handelt es sich um eine makromolekulare Kette aus so genannten Disaccariden, die aus folgenden Glucosederivaten bestehen:

  • D-Glucuronsäure
  • N-Acetyl-D-glucosamin

Quellen/Literatur
(1) Laurent, T.C. & Fraser, J.R.: Hyaluronan. 1992
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1563592
(2) Maheu, E. et al.: Efficacy and safety of hyaluronic acid in the management of osteoarthritis: Evidence from real-life setting trials and surveys. 2016
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26806183
(3) Pavicic, T. et al.: Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. 2011
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22052267